Montag, 24. Juni 2013

Extempore Berchtesgaden 2013 - Rückblick Teil I

In den letzten paar Tagen ist viel passiert, so dass ich mir nicht sehr viel Zeit nehmen konnte, um einzweidrei Blogeinträge zu schreiben.
Deshalb widme ich mich erst einmal dem "Künstlertreffen", das gestern in Berchtesgaden statt gefunden hat und in dem ich dran teil genommen habe.
Um 8 Uhr brachte ich mein Werk hin und nagelte es an die Wand. Ich war leider so "deppad" und hab nur ein Nagel hergenommen. In meiner Abwesenheit ist es dann runtergekracht. Aber gottseidank ist nur dem Rahmen was passiert. Hehe.
Das Thema war "Berchtesgadener Landschaft" und "Edelweiss und mehr".
Ich hab das Erstere genommen. Aber, eine Frage, was stellt ihr euch unter Edelweiss und mehr vor?
Ich hab an die Pflanze Edelweiss und andere bergische Pflanzenwelten gedacht... Aber und mehr kann ja vieles bedeuten. Die meisten Künstler malten den naturgetreuen Watzmann, abstrakten Watzmann, heimische Blumen, typische Trachten und und und.  Also alles eher Richtung Landschaft.
Bei der Preisverleihung gab es zurecht mehrere Missstimmungen, bezüglich auf die Wertung der Bilder. Die Jury hat in den Werken nach etwas Besonderem gesucht. Etwas was die Betrachter des Bildes anspricht. Die Berchtesgadener Landschaft haben sie total vergessen. Dies finde ich bezüglich den Anderen gegenüber, sehr unfair. Entweder man einigt sich auf ein Thema, was die Jury sehen will oder man wählt gemischte Bilder zur Siegerehrung aus. Was meint ihr?
Ich hatte mich schon beim Hinbringen meines Bildes gewundert, warum Einige dabei waren, die etwas "Besonderes" wie die Spiegelung der Watzmannfamilie im Königssee oder bayerische altmodische Weiber vor dem Watzmann posieren. Aber diese Maler waren Mitglied der Veranstaltungen... Vielleicht hatten sie ja den entscheidenden Tipp bekommen? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Nichts genaues, weiß man nicht.  
"Berchtesgaden neu erschaffen" hätte als Thema vielleicht mehr gepasst....
Aber was reg ich mich denn überhaupt auf. Ich hab trotz meines Landschaftsbildes, den 3. Platz erreicht in der Jugendwertung. Jippieh.
Hier nochmal mein Bildchen.

Samstag, 22. Juni 2013

Blick auf Markt Berchtesgaden - Extempore BGD 2013

Es war einmal ein Bild, das malte ich mit links.
Sechs lange Stunden,
ohne die Gegend zu durchrunden.

Ach... ich lass es lieber mit dem Dichten. So sah es um 11 Uhr morgens aus. Die Berge find ich, hab ich ziemlich gut hinbekommen. Das find ich nämlich das Schwierigste von Allem. Und Flüsse naturgetreu nachzumalen, ist auch nicht leicht. Aber das war dann doch nicht so schlimm.
Etwa jede 10 Minuten kam meine Schwester ins Zimmer gehoppst, um zu schauen, wie weit ich denn bin. Also verzögerte sich das Ganze noch ein Wenig.
Und jetzt hab ich genug vom Malen. Erst mal für die nächsten paar Monate.
Und des is des fertige Bidl.
 Hääärst.
Jessesna.
 Pfüagooott.




Samstag, 15. Juni 2013

Holunderblüteneis mit frischen Früchten

Dieses Eis ist ohne Konservierungsstoffe, ohne Farbstoffe, ohne E blabla und Epiep. Es besteht aus natürlichen Inhaltsstoffen und ist frei von spurenartigen Erdnüssen oder Mandeln.
Es ist besonders geeignet für kleine Kinder, für Große aber auch. Eigentlich für Jeden.
Weil eben nichts derartig Fettiges oder Sonstiges drinnen ist, was den Kinderbäuchen schlecht tun könnte. Es ist naturbelassen. Und schmeckt trotzdem toll!
Das haben wir wieder den Schweden zu verdanken. Ich entnehme die Rezepte meistens der Hembakat Eine schwedische Backschriftenzeitung, so wie das deutsche Lecker.  Nur eben schwedisch.

Und hier geht's zum Rezept für 8 Eis:
- Holunderblütensirup
- Eine Hand voll Blaubeeren, Kiwi, Erdbeeren und Himbeeren. Man kann natürlich auch andere Früchte hernehmen. Ist euch überlassen.
- Wasser
- 8 Eisförmchen
- 8 Holzstiele
Und so geht's:
Erdbeeren und Kiwi in kleine Stücke schneiden, sodass sie in die Form passen. Blaubeeren, Himbeeren, Erdbeeren und Kiwi auf die Förmchen verteilen. Sirup mit Wasser vermischen. Das Verhältnis ist euch überlassen, je nachdem wie süß ihr es möchtet. Holundersaft in die Förmchen auffüllen. Holzstiele reinstecken und ab damit in den Froster (Gefrierfach, aber ich sag, seit dem ich in einer Konditorei arbeite, immer Froster dazu)! 4-6 Stunden frösteln lassen ;)

Wie ihr sehen könnt, hat's geschmeckt!
Und ich hoffe, es schmeckt euch ebenfalls!


Freitag, 14. Juni 2013

Kladdkakasouffles med chokladkolakräm - Klebekuchen mit Schokoladenkrem

Klebekuchen heißt er wahrscheinlich deswegen, weil da so Massen an Zucker drinnen sind. Also ist er eher ein Kleider-enger-Macher. Aber ich will euch ja nicht davon abhalten, den weltbesten Kuchen zu schnabbulieren.
Ich zähl jetzt mal lieber die positiven Dinge auf. Und die sind gewiss in der Überzahl.
Die Schweden haben meistens breitere Backformen, als wir. Ihr habt bestimmt schon mal bei Ikea diese Mandeltorte gesehen oder vielleicht auch gegessen? Jedenfalls sind die ja immer bloß zwei Finger dick. Aber zuhause habe ich eine, die kleiner ist, als 24 cm Durchmesser. Aber das ist zu meinem Gunsten gewesen. Die vorgeschriebene Backzeit hab ich eingehalten und mhhhhmmm.....
Kennt ihr Souffles? Diese kleinen Schokoküchlein mit der noch warmen Flüssigkeit innendrin?!
Das geschah auch mit dem Kladdkaka. Also empfehle ich euch, einen kleineren Ring (Backform) zu benutzen, damit ihr den Genuss des Kladdkakasouffles spüren dürft. Jamm....
 Und damit ist nicht genug... Oben drauf gibt es noch eine leckere Schokoladenkrem.
Also Schokolade pur, aber gut! Sehr gut.
Und hier kommen wir zum Hauptteil. Die Spannung steigt...........Hehe.
Jetzt folgt das Rezept für den Teig:
4 Eier von glücklichen Hühnern
6 dl Zucker (ich hab 5dl genommen, weil der Zucker alle war und wahrscheinlich zu süß wird)
1 dl Kakao
2 Prisen Salz
1 Päck. Vanillezucker
200 g geschmolzene Butter von frohen Kühen
3 dl Weizenmehl
Für die Krem:
75 g Butter
1/2 dl Zucker
1/2 dl hellen Sirup (ich hab mir einen Invertzuckersirup von meiner Arbeit ausgeborgt, geht aber auch Zuckerrübensirup oder man lässt ihn einfach weg. Wer es nicht zu süß mag)
1 Tl Kakao
1 halbes Päck. Vanillezucker
1 1/2 l vispgrädde -> Sahne
200g Milchschokolade
1. Ofen auf 175 ° C vorheizen
2. Eier und Zucker schaumig rühren
3. Kakao, Salz, Vanillezucker, Butter und Mehl dazu geben. nochmals verrühren
4. Form fetten oder mit Backpapier auslegen
5. Kuchen 25-30 min. backen. Auskühlen lassen.
6. Butter im Topf schmelzen - Zucker, Sirup, Kakao, Vanillezucker und Sahne dazu geben und immer wieder umrühren. ungefähr eine Minute lang
7. Schokolade zerbrechen und der Flüssigkeit dazugeben, solange weiter rühren, bis sie sich aufgelöst hat.
8. Schokoladenkrem über den Kuchen gießen/streichen
9. Kuchen am Besten einen halben Tag kühl stellen.
Smaklig Måltid! Lasst es euch schmecken!

Dienstag, 11. Juni 2013

Das Ottakringding - Wie kam die Kuh nach Ottakring?

Das Ottakringding ist ein partizipatorisches Kunst- und Schreibprojekt der Künstlerin Johanna Müller (auch meine Nachbarin) hier.
Der Bezirk Ottakring ist ein interessanter Ort, der stark von seinen unterschiedlichen Lebenstilen geprägt ist. Das Ottakringding hat es sich zur Aufgabe gemacht, die verschiedenen Gesichter Ottakrings zu zeigen und einander gänzlich unbekannte Menschen zu verbinden.
Das tut es durch eine gemeinsame geschriebene und illustrierte Geschichte, deren Hauptfigur eine Kuh ist. Die Kuh findet sich eines Tages am Yppenplatz ein und tritt ihre Reise durch den Bezirk an.
Und hier veröffentliche ich euch meine Geschichte dazu!
Nämlich, wie die Kuh nach Ottakring kam.
Als die Kuh an der roten Ampel stand und darauf wartete, wie es sich gehörte(sie wollte ja nicht aus der Reihe tanzen), dachte sie an die abenteuerliche Reise zurück, die sie erlebt hatte, bevor sie überhaupt hier gelandet ist.
Vor etwa einem halben Jahr (so kam es ihr vor, obwohl es nicht einmal 2 Wochen her waren), hatte sie von einer Kuh namens Yvonne gehört, die in Deutschland lebt. Als sie vom Schlachter abgeholt werden sollte, riss sie aus, denn sie wollte keinen qualvollen Tod. Das ist ja auch selbst verständlich. Möchtest du geschlachtet werden, weil du so leckeres Fleisch hast? Nein. Aber entschuldige, ich vergaß, du bist ja ein Menschlein.
Daraufhin schuf sich die Kuh ein Vorbild. Yvonne, die Ausreißerin. Aber auf den Schlachter wollte sie dennoch nicht warten. Sie hielt ihre Neugier auf die große weite Welt, so lange zurück, bis es Freitagnacht wurde. Denn da ging der Bauer wie gewohnt in das Dorf um ein paar Bierchen zu trinken. Bestimmt ein paar mehr. Das machte er jetzt schon seit die Kuh noch an dem Euter ihrer Mutterkuh Milch gesaugt hat. Und morgen würde es wieder so sein. Denn welcher Bauer verzichtet denn schon auf ein kaltes Bierchen?
Um sich fit für die Reise zu machen, lief sie fünf Runden entlang des Zauns. Ihre Kollegen schüttelten nur den Kopf, so dass es ein richtiges Glockenorchester zu hören gab. Aber dem Bauern gottseidank interessierte es herzlich wenig, er war nämlich wieder hackevoll. Er war es eigentlich immer.
Auch am Freitag lief die Kuh noch ein paar Runden ehe es so weit war. Sie stärkte sich mit Wasser und frischem Gras und sprang ein paar Mal in die Luft. Dann endlich war es so weit. Der Bauer fuhr mit seinem roten Traktor zum Wirt. Die Kuh wartete noch, bis er hinter der Biegung verschwunden war, und nahm dann viel Anlauf. Sie rannte auf das Holzgatter zu und sprang wie ein Weltmeister über das Gatter. Ihre Kollegen, was taten sie? Genau, den Kopf schütteln. Aber diesmal eher, weil sie dachten, sie träumten. Die Kuh muhte ein freundliches „Pfiaaaaadeeee“ und machte sich in Richtung Niemandsland. Die Kuh war mächtig beeindruckt, von dem Wald, durch dem sie jetzt ging. Noch nie war sie in einem Wald gewesen. Sie hat ihn immer nur von weitem gesehen. Auch wenn es dunkel war, somit auch der Wald, erkannte sie viele gruselige Gestalten. Sie hätte Angst bekommen müssen, aber diese neue Entdeckung, die sie machte, war viel größer als ihre Angst selbst. Somit durchstreifte sie den einzigartigen Wald mit einem „Muhuhu“ hier und einem „Muhhh“ da. Aber bis sie sich niederlegen konnte, musste sie noch viel zurück legen. Auch wenn es noch so dunkel war, mied sie menschliche Wege. Sie überquerte Straßen und schlupfte vom einen Wald zum anderen. Die einen bestanden aus piekenden Ästen, die anderen aus weichen kleinen Blättern. Als dann aber nach einiger langen Zeit, ihre Müdigkeit sie zu schaffen machte, suchte sie sich im Wald einen geeigneten und versteckten Unterschlupf. Einen Ameisenhaufen, dessen Bewohner sofort Flucht ergriffen, als sie die mächtige Kuh auf sie zu trampeln sahen.

So ging es einige Tage weiter, von Nadel zu Laub und von Laub zu Nadelwäldern. Bis ihr irgendwann das ewige Laufen leid tat. Aus diesem Grunde näherte sie sich schließlich einer vier-spurigen Straße und lief mit den Autos in eine gemeinsame Richtung. Vielleicht nach rechts oder nach links, nach Westen oder nach Ostern, nach Süden oder nach Norden. Die Kuh wusste es selbst nicht so recht, sie hatte nämlich keinen inneren Kompass.
Mit jedem Schritt wurde sie immer langsamer und ihre Kräfte ließen immer mehr nach. Bis sie schließlich umfiel. Aber tot ist sie noch lange nicht. Nein, sie ist in einen herrlichen Traum gefallen. Sie schlapperte Wasser und fraß so viel Heu und Gras, wie noch nie. Doch plötzlich wurde sie von einem lauten „Tuut“ aus dem Traum gerissen. Als sie daraufhin erschrocken aufsah, sah sie keine 20 Meter von ihr entfernt einen Lastwagen, dessen Hinterteil geöffnet war. Somit konnte die Kuh problemlos auf die Ladefläche marschieren, ohne dass sie jemand dabei sah. Ihre Kollegen hätten wahrscheinlich wieder ihre Köpfe geschüttelt. Aber sie traute ihren Augen kaum, sie war in einem Lebensmittelwagen gelandet. Sie fühlte sie wie im Himmel und machte sich gleich ans Fressen. Dort gab es Äpfel,
Karotten, Orangen, Trauben und, und und. Sie war so darin vertieft alles zu probieren, dass sie nicht mal merkte, dass die Fahrt weiter ging. Zu ihrem Glück, fand sie auch Wasserflaschen. Sie stellte sich mit ihrem ganzen Gewicht auf die Plastikflaschen und potz plötzlich platzte die Flasche auf. Sie schlapperte nun das auf den Boden gespritzte Wasser und es ging ihr geradezu herrlich. Plötzlich wurde sie mit einem Ruck nach vorne geschleudert und ihr praller Bauch pfefferte sie wieder nach hinten. In diesem Moment ging auch die Türe auf und die Kuh flog im hohen Bogen aus dem Wagen heraus. Der Fahrer erschrak so sehr, dass er umfiel. Da die Kuh ein gutes Herz hatte, lief sie noch einmal zu dem Fahrer zurück und leckte ihm das Gesicht ab. Dieser sprang auf und schrie:,, Du scheiß Mistvieh, hau ab. Kruzzefuck!“ Die Kuh machte, dass sie davon kam, eher der Fahrer auf die Idee kam, mit seinem Gürtel auf sie einzuschlagen. Sie lief und lief und lief. Diesmal bekam sie jeder mit. Denn sie war in einer Stadt gelandet. In Ottakring.

Inzwischen war die Ampel zum zehnten Mal auf rot umgesprungen und die Kuh klagte mit einem fürchterlichen „Muuuuuuuh!“  

 Wer Lust auf mehr hat, kann das Buch hier bestellen.




Samstag, 8. Juni 2013

Lödöse - Urlaub auf dem Bauernhof


Es sind noch ungefähr sieben Wochen bis zu meinem Urlaub. Und dann bin ich meistens in Schweden aufzufinden. Wo genau, - immer am selben Ort - am Ingsjön.
Aber diesmal gab es Komplikationen mit dem Vermieter und wir wurden eine Woche nach vorne verschoben. Das heißt, die erste Woche wären wir Hauslos.
Schnell im Internet geschaut nach anderen Häusern in Väster Götaland und da hab ich dieses schöne Häuschen sofort ins Herz geschlossen.
Gebaut wurde es im dem Jahr, als Astrid Lindgren auf die Welt kam - 1907. Und 2005 renoviert. Es liegt am Göta Älv, hat einen eigenen Steg und ist umgeben von Feldern, Wasser und Wäldern. Gleich daneben steht vom Besitzer ein Bauernhof, in dem Pferde, Hühner und ein Zwergschweinchen ihr Unwesen treiben. Hihi. Und dazu Hunde und Katzen. Ich freu mich am allermeisten auf die Wauwaus und auf das Oinkoink.
Im Inneren des Hauses befindet sich ein Altbau und Neubau. Also eins in eins. Was das ganze noch interessanter macht.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   




Ich mag ja alte Gebäude... Und Urlaub in der alten Zeit zu machen, ist doch schön.
Und jetzt noch ein Wenig zu Lödöse selbst. Früher war der heutige, unscheinbare Ort, die größte Stadt Schwedens und hier gab es auch den einzigsten Hafen an der Westküste. Die Hinterlassenschaften sind jedoch etwa 4 Meter unter der Erde vergraben, die man heute nicht mehr mit dem bloßen Auge erkennen kann. Außer man nimmt sich Spaten und Schaufel und macht sich ans Werk. Das würd ich aber keinem raten, das zu tun. Lieber geht man in das Museum von Lödöse, wo die von Ärcheologen ausgegrabenen Fundstücke, zu bestaunen sind.
Nun heißt es abwarten und Tee trinken. Und arbeiten, bis es soweit ist.  


Dienstag, 4. Juni 2013

Teil II Als der Tod näher rückte - Im Schatten der Zeit


Ich hatte sie lieb gewonnen. Das alte Weiblein, das in dem verwunschenem Haus lebte.
Ich hatte das warme Lächeln ihres Gesicht lieb gewonnen, welches jedes Mal wuchs, wenn ich durch den Hauseingang gehuscht kam. Ihre tiefen Augen, die mir so viel erzählen konnten, ohne, dass ich nachfragte. Ihre rauen Hände, die meine hielten, wenn sie mir eine Geschichte aus ihrem Leben vorlas. Ja, ich hatte ihr Dasein zu schätzen gewusst.
Die Sonne strich zu schnell über den Horizont. Die Minuten und Sekunden vergingen wie im Zug. Die Stunden, die ich bei ihr verbrachte, waren so kurz, wie eine Minute.
>> Mädchen… ach Mädchen ja. <<
Ich schreckte aus der Traumreise in die vergangene Zeit auf. Bilder in meinem Kopf von Schmieden und Mägden vermischten sich wirr zusammen und verschwanden potz plötzlich. Dieses „Mädchen…ach Mädchen ja“ war kein gutes Zeichen, wenn Aurelia sprach. Tränen sammelten sich in meinen Augen, sowohl auch in Aurelia ihren.
>> Wenn du angefangen hast, jemanden zu lieben, dann musst du auch anfangen, ihn gehen zu lassen. << Sie las aus meinen Augen, in denen sich jeden Tag die Angst vor dem Tod verbarg.
>> Ich bin alt, sehr alt. Irgendwann wirst du mich… <<
Ich schüttelte den Kopf. Dieses Thema mochte ich ganz und gar nicht.
>> Als ich so klein war wie du… in deinem Alter… << begann sie zu erzählen.
♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦
 Schweißperlen liefen von der Stirn entlang der Wange hinunter und bildeten einen rießen nassen Fleck auf dem weißen Kopfkissen. Der zwickende Geruch nach Verwesung beschlagnahmte das kleine Zimmerchen meines Bruders schon seit ein paar Tagen. Ich saß am Kopfende und hielt seine schlaffe und heiße Hand. Sein Brustkorb hob und senkte sich. Seine Lider waren halb geschlossen und seine rehbraunen Augen sahen mich schwach an. Auf seinem Nachtkästchen dampfte eine Fleischsuppe vor sich hin.
>> Eule… << flüsterte er.
So nannte er mich immer. Das war mein Spitzname. So flüsterte er meinen Namen in der Schule, wenn er eine Lösung nicht wusste und sich dann trotzdem in die Ecke stellen musste.
So rief er mich, wenn wir im Dorfsee plantschten und uns mit dem kühlen Nass gegenseitig bespritzten.
Sein liebherziges Lachen hallte in meinem Kopf. Das Lachen, das einen glücklich machte.
>> Eule… <<
Tränen bahnten sich einen Weg über meine Wangen.
Ich wusste, dass er jeden Moment sterben würde. Ich wusste, dass ich jeden Moment ein Einzelkind werden würde. Ich wusste… aber ich wollte es nicht.
>> Vergiss mich nicht… aber lebe ohne mich weiter. <<
Ich nickte leicht.
>> Ich will nicht… dass du nach meinem Tod traurig bist. Ich will, dass du glücklich bist. <<
Sein Händedruck wurde stärker. >> Du musst anfangen, mich gehen zu lassen. Ich schaff das hier nicht mehr. Bitte quäle mich nicht noch weiter. <<
Ich sah ihn erstaunt an. Ich quälte ihn? Ich? Was hatte ich getan… Ich saß doch nur bei ihm. Ich begleitete ihn auf seinem Sterbebett. Ich wollte doch nicht, dass er alleine war.
>> Aber ich will nicht, dass du alleine stirbst. <<
>> Das ist lieb von dir. Aber du musst mich gehen lassen. Deine Seele muss mich gehen lassen. <<
Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und der Schlaf übermahnte mich und mit seinem letzten Herzschlag, schlief ich ein.
Ich sah meinen Bruder vor mir. In seinem weißen Nachthemd, was er zuvor noch trug. Er lachte und hielt meine Hände. Wir tanzten im Kreis und lachten miteinander. Ringsum uns herum blühten die Apfelbäume rosa und die Vögel zwitscherten. Mir kam es seltsam vor, denn vor einer Weile trugen die Bäume noch Schneelasten.  Frühling war die liebste Jahreszeit von meinem Bruder.
Wir durchstreiften die Wälder und sprangen in den See.
>> Danke meine allerliebste Schwester! << rief er mir kichernd zu. Er strahlte. Seine Krankheit war verschwunden. Seine Stimme war so hell wie vor ein paar Wochen.
Er hielt inne und sah mich an. >> Eule, ich werde auf dich warten. <<
Dann ließ er meine Hände los und verschwand im Nichts.
 Es hatte mich damals irritiert, dass ein Sterbender, mein Bruder so viel wahre Dinge erzählen konnte.
Ich hielt daran fest, was er mir aufgetragen hatte. Anfangs war ich natürlich traurig. Aber ich gewöhnte mich schneller an seine Abwesenheit, als meine Eltern. Ich wartete seit seinem Todestag darauf, ihn wieder zu sehen und lebte mein Leben ohne ihn weiter.
♦♦♦♦♦♦♦♦♦ 
>> Vermisst du ihn? << fragte ich Aurelia, die damals Eule genannt wurde.
Sie nickte. >> Natürlich vermisse ich ihn. Aber ich habe ihm das geschenkt, was er wollte. Und das machte mich all die Jahre über glücklich. <<
>> Aber jetzt sind doch so viele Jahre über vergangen… Er ist noch ein Kind, wenn er dich abholt. <<
Aurelia lachte. >> Im Tod, meine Liebe, ist alles so, wie du dir immer gewünscht hast. Da spielt es keine Rolle, ob man alt oder jung ist. Mein Bruder wird mich so vorfinden, wie er mich immer gekannt hatte. <<
>> Woher weißt du das so genau? << fragte ich erstaunt.
>> Mit der Zeit…Mein Mädchen... Im Schatten der Zeit, weiß man das. <<
Sie blickte nach draußen in die Ferne. >> Ich glaube, deine Eltern machen sich schon Sorgen. <<
Ich nickte bestätigend, verabschiedete mich mit tränennassen Augen und trat den Heimweg an.

Samstag, 1. Juni 2013

Im Schatten der Zeit // Geschichte

Vorwort: Als ich dieses Bild in der Zeitung sah, kam mir ein Einfall, so schnell ein Ferkel blinzelt. Vorneweg, ich habe Gefallen an alten verwunschenen Gebäuden gefunden. Sieht das nicht irgendwie märchenhaft aus? Allerdings gibt es diesen Zustand des Hauses nicht mehr. Es wurde renoviert und sieht anders aus und ist bewohnt.

Im Schatten der Zeit Teil I



Ein erdrückendes Schweigen holte uns ein. Das Entsetzen hatte sich in unseren Gesichtern festgekrallt, wie eine Katze bei einem Apfelbaum. Keiner wagte etwas zu sagen. Die Idee, die Johann der Anführer unserer Spielbande brachte, war angsteinflößender als irgendeine finstere dunklere Nacht, die wir auf Friedhöfen verbracht hatten. Auf meinen Armen stiegen meine wenigen Haare empor. Aber es war spannender dieses  Geheimnis zu entlüften, als wieder die gewohnten Spiele zu spielen. Ich nickte also zur Bestätigung, stand auf und spürte wie die Angst der anderen Jungen an mir zu ziehen begann. Trotz des Widerstands blickte ich in die Runde und ging voran. Hinter mir hörte ich ein entsetzliches Seufzen und ich bemerkte, dass sie mir jetzt dicht hinterher schlurften. Diesmal war ich der Anführer, ein Zurück gab es nicht mehr.
Die Villa offenbarte uns nach wie vor als ein Geisterhaus. Die Farbe blätterte an den Wänden ab und manch Fensterläden hingen schief. Die Natur hatte sich das zurück geholt, was ihr genommen wurde. Die Wege, die früher einmal gepflegt waren, wurden jetzt von Unkraut überwuchert. Dass hier jemand wohnte, war unvorstellbar. Aber es hieß, dass hier eine einsame alte Dame wohnte. Ihr Name war die Hexe. Wie sie in Wirklichkeit hieß, wusste niemand. Es wurde nur gemunkelt, sie würde Kinder fressen oder die Hexe schloss sie in diesem Geisterhaus ein. Aber nie wurde je ein Kind aus unserem Ort vermisst oder aus unerklärlichen Gründen verschwunden. Also war an dieser Sache auch nichts dran. Aber etwas zu glauben, was nicht die Wahrheit war, schien viel leichter zu sein.
Die meisten Menschen sahen hier nichts als ein heruntergekommenes Haus, das endlich abgerissen werden wollte. Die Kinder sahen darin ein Geisterhaus. Ein Haus, das Geheimnisse hatte und nun entdeckt werden sollten. Wir standen zu dritt im Dickicht und wagten keinen Schritt in das Grundstück. David stoß mich nach vorne. >> Du bist dran! << krächzte er.
Ich sah Johann, David und Martin in die Augen und schluckte. Ich tat den ersten Schritt und nichts passierte. Den zweiten und noch immer kam keine Hexe aus ihrem Häuschen. Ich blickte nach hinten. Die Jungen waren wie versteinert stehen geblieben und starrten in meine Richtung , in die ich zu gehen versuchte. Ich folgte ihren Blicken und da sah ich sie. Die alte Hexe stand auf der Veranda und starrte zu uns herüber. Ihr Gesicht funkelte und man könnte meinen, sie würde einzelne Blitze auf uns abfeuern. >> Schnell weg hier! << schrie Johann. Die drei Jungen verschwanden in dem Gebüsch. Ich blinzelte wieder zu der Alten hinauf und wieder zurück. Meine Füße schienen mich nicht von hier weg bringen zu wollen. Auf einmal hob die alte Hexe ihr Hand und man sollte glauben, sie würde mich grüßen. Ich wagte weitere Schritte in ihre Richtung und erst da erkannte ich, dass das Funkeln auf ihrem Gesicht nicht weiter war, als ein paar Tränen, die von der Sonne reflektiert wurden. Diese alte Dame weinte. Je näher ich kam, bildete sich auf ihrem Gesicht ein wohlwollendes Lächeln. Drei Meter blieb ich vor ihr stehen. Verschüchtert schaute ich sie an. Ihr Gesicht war übersät von vielen Falten und auf ihrem krummen Rücken, schien sie eine schwere Last zu tragen. Durch ihren Tränenschleier erkannte ich himmelsblaue Augen, die darauf warteten, mir eine Geschichte zu erzählen. Erst jetzt, begann ich zu lächeln.
Sie streckte mir ihre Hand entgegen. >> Ich heiße Aurelia. Vielen Dank, dass du mich besuchen kommst. << Ich ergriff sie und stellte mich ebenfalls vor.
>> Emma… Ein wunderschöner Name für ein solches Kind wie dich. << flüsterte sie.
>> Danke… << stotterte ich.
>> Dank deinen Eltern, nicht mir. Ich danke dir, dass du gekommen bist. <<
Sie bat mich einzutreten. Die Räumlichkeiten, die mich begrüßten, waren in stiller Einsamkeit getränkt. Aber trotzdem sah es hier aufgeräumter aus, als die Hausfassade selbst.
>> Damals war das Haus voller Kinder…<< Sie seufzte und fuhr fort. >> Aber jedes Kinder wird leider älter. <<
>> Warst du auch mal Kind? << fragte ich. Ich konnte es mir schwer vorstellen, dass diese alte Frau selbst einmal in Kinderschuhe gepasst haben soll.
Sie lächelte traurig. >> Aber natürlich. So, wie du einmal später eine alte Dame sein wirst. <<
Sie nahm mich bei der Hand. >> Ich will dir etwas zeigen. <<
Sie führte mich in einen noch größeren Raum, der mit lauter Staffeleien ausgestattet war. An den Wänden hingen einzelne Malereien. Es zeigte Aurelia, in dunklen groben Pinselstrichen. Jedes Bild hatte ein Anderer gemalt. Aber es zeigte immer dieselbe traurige Person.
>> Die Menschen sehen mich so, wie ich nicht bin. Sie machen sich ein Bild von mir und das ist es, woran sie glauben. Aber wer ich wirklich bin, interessiert sie nicht. Wenn du versuchst, jemanden klar zu machen, wer du bist, dann verschlimmerst du sein Bild von dir nur noch mehr. Ich rate dir, sei du selbst, und überzeuge sie nicht mit deiner Person. <<
Ich schaute sie fragend an.
>> Jede dieser Bilder hat ein Mensch aus diesem Ort gemalt. Es kommt mich immer mal jemand besuchen. Aber nicht die gleiche Person zweimal. Sie glauben, sie würden mir etwas Gutes tun, wenn mich welche besuchen kämen. Aber in ihnen verstecken sich doch immer die wirklichen Gründe, warum sie gekommen sind. Und ich grabe sie aus. <<
>> Und was sind das für Gründe? <<
>> Sie wollen das Haus abreißen. Und irgendein Geschäft bauen. <<
Ich nickte, denn ich wusste, was sie meinte. Es war eine Frage der Zeit, wann es soweit kommen würde.
>> Aber nimm doch bitte einen Pinsel. Bitte male mich. Denn du bist ein Kind. <<
>> Aber ich kann nicht malen. Und ich will sie nicht verletzen. <<
Sie deutete auf die Bilder. >> Diese hier, haben die gierigen Erwachsenen gemalt. Aber du Emma, bist ein Kind. Ein unschuldiges Kind. <<
Sie setzte sich auf einen Schaukelstuhl und ich mich hinter eine Leinwand. Ich tauchte den Pinsel in die hellsten Farben ein, die ich finden konnte. Bei jedem Pinselstrich schaute ich Aurelia an, wie sie ins Leere starrte. Aber ich malte nicht sie. Nicht ihr trauriges Gesicht, sondern ihr Inneres. Denn das Äußere ist nur das Etikett eines Menschen. Das Wirkliche verbirgt sich im Inneren. Als ich fertig war, schien mein Gemälde zu leuchten. Es hatte nur wenige dunkle Tupfer. Das waren die verborgenen Sachen, die Aurelia mir verbarg. Die Last, die sie auf ihrem Rücken trug. Aber ihr Inneres war reiner, denn je. Als ich aufschaute und es ihr zeigen wollte, war Aurelia eingeschlafen. Ich stellte das Bild zu ihren Füßen auf den Boden und schrieb auf die Bildrückseite, dass ich morgen wieder kommen würde. Bevor ich ging, strich ich ihr über ihre Wange.
Ich behielt mein Versprechen und kam jeden Tag wieder. Und sie erzählte mir von einem Kind, das sie selbst einmal gewesen war.
Aber dazu, komme ich ein anderes Mal.  



(Alle Rechte liegen bei mir. Für eigene Verbreitung nicht erlaubt. Lesen darf man es trotzdem )