„Als ich
klein war, hab ich manchmal Salz auf Schnecken gestreut und dann fasziniert
zugesehen, wie sie sich vor meinen Augen auflösten.
Grausamkeit
macht immer nur so lange Spaß, bis du merkst, dass ein Wesen leidet. Wenn man
als Loser bloß ignoriert würde, wäre das ja noch zu ertragen, aber in der Schule picken sie dich gezielt heraus.
Du bist die Schnecke, und die anderen
haben das Salz. Und sie haben kein Gewissen entwickelt. Schadenfreude ist
das Vergnügen am Leiden anderer, aber die eigentliche Frage ist doch, warum
bereitet uns das Freude? Ich glaube, zum Teil aus Selbstschutz, zum Teil aber
auch, weil eine Gruppe sich immer mehr als Gruppe fühlt, wenn sie einen
gemeinsamen Feind hat. Da spielt es keine Rolle, ob dieser Feind dich überhaupt
je mit irgendwas verletzt hat – du musst einfach so tun, als würdest du
jemanden noch mehr hassen, als du dich selbst hasst….“
Das Buch
handelt von einem Jungen mit Nickelbrille, über einen, der jahrelang gemobbt
und von seinen Mitschülern missbraucht wurde. Über einen Jungen, der zum
Amokläufer wurde. Picoult will mit diesem Buch uns erklären, wie es zu
Amokläufen kommen kann. Wieso nicht nur der Amokläufer selbst, sondern auch „wir“
Monster sind. Dass wir schuld daran sind, einen Jungen oder Mädchen zu einem
Amokläufer machen. Nicht die Mutter des Täters selbst.
Ich, die
jahrelang selbst Außenseiterin war, versteht diesen Peter nur zu gut. Aber die
Lehrerin, der Polizist, die Mutter, der Coole – die immer zu einer großen
Gruppe gehört hatten, verstehen diesen Menschen nicht. Diesen Menschen, der
ihren Sohn, ihre Tochter, ihren Enkel, ihre Schülerin, ihren Freund umgebracht
hat.
Es hilft
nichts, wenn wir die Schule sicherer machen. Die Schulpäcke kontrollieren,
Alarmanlagen installieren. Das alles hilft nichts. Nur wir selbst können uns
schützen, indem wir niemanden mobben, niemanden schikanieren, niemanden
hänseln. Wir müssen nicht unbedingt, den den wir hassen, zum Freund machen,
aber akzeptieren, dass er da ist. Ihn respektieren. Freundlich sein. Mehr muss
man nicht machen. Dann kann sowas auch nicht passieren.
Aber wir
sind nicht im Stande dazu.
P.s. Es gibt verschieden Arten von Amokläufern, die Geschulten, die Gemobbten und die geistig Kranken. Und von dem es hier handelt, ist der Gemobbte. Über die anderen können wir nicht verfügen, aber über den Gemobbten schon.
Ganz genau! Ich bin in der Schule auch massiv gemobbt worden, weil ich jünger, mollig, wahnsinnig schüchtern und pickelig war – und das lässt einen nicht kalt. Die einen entwickeln Rachegedanken, die anderen versuchen zunächst, irgendwie dazuzugehören – ich hab z.B. zwischenzeitlich nix mehr gegessen – und kapseln sich schließlich ab und warten drauf, mit den Arschlöchern nichts mehr zu tun haben zu müssen. Nach ein paar Jahren ist man drüber weg, aber man hat gelernt, dass das Arschlochige zu vielen Menschen gehört und sucht sich bewusst die Leute als Freunde aus, die anders sind.
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